Rostock - Die Rostocker Aalschlange am Rathaus

Rostock, Mecklenburg-Vorpommern

Palast des dänischen Königs Erich VI. Medved (Vogtei in Warnmünde)

Die frühe Geschichte von Warnemünde an der Warnow-Mündung der Hansestadt Rostock ist durch die Ostsee eng mit der dänischen Historie verbunden. Die Entdeckung des Königspalastes ist eine der seltenen großen Überraschungen.

Entdeckt hat die Zusammenhänge um den Königspalast Gerhard Lau, früherer Leiter des Amtes für Denkmalpflege der Hansestadt Rostock. Noch ist längst nicht alles zusammengetragen. Gerhard Lau stellt den bisherigen Erkenntnisstand vor: „1605, so steht es deutlich mit Mauerankern geschrieben auf der Fassade der Vogtei zu Warnemünde, wurde dieses Haus errichtet. Sitz des städtischen Vogtes, der über die Warnemünder gesetzt wurde, um die Lebensader Rostocks, die Hafenein- und -ausfahrt stets im Auge zu haben.“

Aber das Jahr 1605 ist nur ein Datum in Geschichte der Vogtei. Die erforschte Baugeschichte geht weiter in die Vergangenheit zurück, vermutlich bis in die Zeit der Entstehung des Ortes. 1473 wird an dieser Stelle ein Herrenhaus genannt, das 1487 durch die Landesfürsten im Streit mit den Rostockern gleichfalls in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Fürsten wussten, wo die Kaufleute am empfindlichsten zu treffen waren – dort, wo diese mit ihrem Reichtum vorbeimussten. Schließlich zogen die Landesherren mit den Dachsteinen des Herrenhauses als wertvolle Beute von dannen. Eine wirklich wertvolle Beute, denn welches Haus hatte zu dieser Zeit schon eine feste Dacheindeckung, noch dazu in Warnemünde, wo nur wenige in zwei Reihen aufgestellte strohgedeckte Buden (kleine Häuser) standen. Inmitten darin das Herrenhaus, mit einem das Erdgeschoss einnehmenden Saal. Darüber ein weiteres Geschoss und schließlich das hochaufragende Dach. Ein solches Haus hätte man im Land schon suchen müssen.

Unter dem Haus der Gewölbekeller, der schon vor 1473, gefügt aus granitenen Steinen, das Haus getragen hat. Und mit diesen sind vermutlich die Reste des immer wieder in der Geschichtsschreibung erwähnten Palastes des dänischen Königs Erich VI. Medved gefunden worden. Das Haus, dass dieser um 1300 hier als „Sammelort“ dänischer und deutscher Fürsten errichten ließ. 1311 jedenfalls beklagt sich der Dänenherrscher bitter, dass die Rostocker seinen Palast und die nebenstehende Kirche abgebrochen haben. Und er zwingt die Stadt, nachdem er diese wieder unter seine Lehnshoheit gebracht hat, Haus und Kirche wiederaufzurichten.

Der Dänenkönig war nach eigenem Verständnis hier zu Hause, war doch das Slawenland immer schon unter seinen Vorfahren als dänischer Besitz verbrieft. Und hat nicht schon seine Großmutter, die Königin Margarethe des Klosters zum Heiligen Kreuz (siehe Hundsburg-Legende im Rathaus-Schlangen-Saal) hier bei ihren Verwandten in Rostock gegründet? Und hat sie, als sie den Holzsplitter vom Kreuz Christi nach Rostock brachte, hier in Warnemünde nicht schon genächtigt? Und haben nicht auch schon die „Huskarle“, die dänischen Legionäre unter Knut dem Großen im 11. Jahrhundert an diesem Ort dänisches Recht gesichert?

Die heutige Vogtei hat einige Fragen beantwortet. Vorerst führen uns die Antworten vermutlich bis um 1300 zurück. Also eine Zeit, zu der Warnemünde in der Kaufurkunde der Rostocker Heide 1152 erstmals erwähnt ist. Die frühe, in der Literatur erwähnte, Nennung des Ortes „Verneminne“ in dänischen Urkunden des Jahres 1195 ist noch nicht belegt.“

Text: Gerhard Lau, ergänzt durch Hartmut Schmied
Bild: Rostocker Wappen an der Vogtei am Alten Strom in Rostock-Warnemünde, Foto: Hartmut Schmied