Rostock - Die Rostocker Aalschlange am Rathaus

Rostock, Mecklenburg-Vorpommern

Die goldene Nase des Tycho Brahe

Am Glatten Aal, einem nach einem früheren Wirtshaus benannten Platz in Rostocks Innenstadt, steht ein Denkmal für den dänischen Astronomen Tycho Brahe (1546 bis 1601), der an der Rostocker Universität studierte. Es befindet sich an der Südwand des Gebäudes der Rostocker Volks- und Raiffeisenbank und besteht aus einem Bronze-Relief, welches einen Mann mit goldener Nase zeigt, darüber eine Sonnenuhr mit Tierkreiszeichen. Die Einweihung des Denkmals erfolgte im September 1996 aus Anlass von Brahes bevorstehendem 450. Geburtstag.

Eine Anekdote berichtet von einem Streit am Abend des 29. Dezember 1566. Es ging bei dem Disput des Studenten mit einem anderen dänischen Edelmann um die Frage, wer wohl der bessere Mathematiker sei. Die Nachwelt weiß nun, dass Brahe der bessere war. An diesem kalten Winterabend jedoch kam es, vermutlich beim Friedhof der Rostocker Marienkirche, zum Duell, bei dem Brahe sowohl den Kampf als auch einen Teil seiner Nase verlor. Bei Brahes guten Kontakten zu Rostocker Medizinprofessoren hatte er bald eine neue Nase – aus einer Gold-Silber-Legierung. Diese Nasenprothese musste der forsche Forscher ständig mit einer Salbe ankleben.

Der Bildhauer Prof. Jo Jastram aus Kneese schuf mit Relief, Sonnenuhr und Duell-Tafel ein Denkmal mit kulturgeschichtlichem Hintergrund. Mit seinem auf der Sonnenuhr dargestellten Tychonischen Weltsystem – Brahe sah die Erde als ruhenden Mittelpunkt der Welt – bewegte sich Brahe zwischen den geozentrischen und heliozentrischen Weltauffassungen.

Text aus: Hartmut Schmied, Geister, Götter, Teufelssteine. Sagen- & Legendenführer Mecklenburg-Vorpommern, 4. Auflage, Rostock 2020, Seite 149-150
Bild: Tycho-Brahe-Relief von Bildhauer Jo Jastram am Glatten Aal in Rostock, Foto: Hartmut Schmied