Penzlin, Landkreis Mecklenburgische Seenplatte 

Südwestlich von Neubrandenburg und des Tollensesees liegt an der B 192 die kleine Stadt Penzlin, die durch ihren Hexenkeller bekannt ist. An der Handelsstraße Waren – Neubrandenburg planmäßig angelegt, erhielt der Ort 1263 das Stadtrecht. Kultureller Mittelpunkt der Stadt ist das Ensemble aus Alter Burg mit Schwarzküche und Rittersaal, Burghof, slawischem Wall, Burggarten und alter Stadtmauer. Hier zeigt das Museum für Magie und Hexenverfolgungen, welche Rolle die über 2 000 mecklenburgischen Hexenverfolgungen zwischen 1560 und 1700 im alltäglichen Leben gespielt haben.

Die Hexenverliese liegen im Ostflügel sieben Meter unter der Burghoffläche. In den eingelassenen Nischen wurden die Opfer ohne Bodenkontakt (dem Machtbereich des Teufels) angekettet, um so zum Eingeständnis ihrer Schuld gebracht zu werden. Historisch nach- zuweisen sind für Penzlin bislang nur vier Prozesse. Im 18. Jahrhundert wurden aber viele dieser Akten durch die adligen Burgherren, die Maltzans, vernichtet.

In einem der Hexenkeller soll auch das der Sage nach letzte Opfer, ein Kuhhirte, festgehalten worden sein. Angekettet mit einer eisernen Stange vor der Brust wartete er auf seinen Prozess. Er hatte die Kühe des Burgherrn zu hüten. Eine Kuh gab beim Melken Blut statt Milch. Es gab auch Zeugen, die ihn sehr früh am Morgen bei den Kühen gesehen hatten. Das reichte aus zu seiner Verurteilung auf dem Scheiterhaufen, obwohl er seine Unschuld beteuerte.

Vor seiner Hinrichtung prophezeite er, dass als Zeichen seiner Unschuld drei völlig unbekannte Blumen vor dem Burgtore wachsen werden. Tatsächlich sollen dort tags darauf drei wunderschöne Blumen geblüht haben. Aus nah und fern holten nun die Richter Pflanzenkenner heran. Niemand hatte solche Blumen je gesehen. Der Volkszorn traf die Richter des Unschuldigen. Der Burgherr verbot weitere Hexenprozesse. In Mecklenburg bzw. in Pommern fanden die letzten Prozesse mit Todesurteil bei Malchow und in Eldena (Greifswald) im Jahre 1700 statt.

Text aus: Hartmut Schmied, Geister, Götter, Teufelssteine. Sagen- & Legendenführer Mecklenburg-Vorpommern 2018, 3. Auflage, Rostock 2018, Seiten 124-125

Bild: Drei Blumen vor den Toren der Alten Burg Penzlin, Foto: Hartmut Schmied