Nossendorf, Landkreis Mecklenburgische Seenplatte 

Die westliche Landstraße von Demmin nach Grimmen führt in Nähe des Flusses Trebel durch Nossendorf. Auf dem dortigen Friedhof liegt etwa 15 m vom Chorabschluss der Kirche in Richtung Osten entfernt eine große, ebenerdige, angeblich vom Blitz gespaltene alte Grabplatte. Die Schrift ist heruntergetreten, der Name des Toten unbekannt. Hier soll ein bösartiger Nossendorfer Ritter begraben liegen. Der Raufbold hat sich im nördlich liegenden Trebeltal bei Nehringen sogar mit dem Seeräuber Störtebeker (1401 hingerichtet) geschlagen, weiß man. Das wäre dann im 14. Jh. gewesen.

Im Dorf war der Ritter wegen seines frevelhaften Betragens sehr unbeliebt. So ritt er während des Gottesdienstes mit dem Pferd in die Kirche, drehte sich mit dem Hengst mehrfach im Kreise, um dann die Gläubigen herauszujagen. Seinen Untertanen machte er das Leben schwer. Einzig zu seinem Beichtvater war er freundlich. Als der wilde Ritter starb, kam bis auf den Pastor niemand zur Beerdigung. Der Tote aber konnte nicht zur Ruhe kommen, sein Geist spukte nachts durch das Dorf. In die Kirche ritt er nicht mehr, sondern bekreuzigte sich davor. Durch einen Bibelspruch soll es erst im 19. Jh. dem Pfarrer gelungen sein, den Fluch vom Geist zu nehmen und den Ritter zu erlösen.

Im Inneren der Nossendorfer Kirche befindet sich an der Südseite der ungewöhnliche große „Grabplatten“-Sühnestein des 1364 während des Gottesdienstes wohl von drei Männern ermordeten, durchaus attraktiven Pastors Gerhard von Lynden. 1929 fand man im Altarraum einen durchbohrten Schädel, möglicherweise den des Pastors.

Text aus: Hartmut Schmied, Geister, Götter, Teufelssteine. Sagen- & Legendenführer Mecklenburg-Vorpommern, Hinstorff Verlag, 4. Auflage, Rostock 2022, Seite 118

Bild: vermeintliche Grabplatte des Ritters auf dem Nossendorfer Friedhof, Foto: Hartmut Schmied