Rostock - Die Rostocker Aalschlange am Rathaus

Rostock, Mecklenburg-Vorpommern

Ein Fingerzeig für Bürgermeister am Rostocker Steintor

Das Steintor ist neben dem Kröpeliner Tor, dem Mönchen- und dem Kuhtor eines der vier heute noch bestehenden Stadttore (von einst 22) der alten Hansestadt. Das Tor befindet sich nördlich des Platzes, der zu DDR-Zeiten Karl-Marx-Platz hieß, aber über Jahrzehnte auch den meisten Rostockern unbekannt blieb, weil er keine einzige Hausnummer hatte. Man hatte daraus gelernt, als man mit den großen Straßenumbenennungen Anfang der neunziger Jahre diesen Platz namenlos ließ. So findet man das Steintor besser am Südende der Steinstraße, die wahrscheinlich die erste gepflasterte Straße dieser Stadt war.

Nach dem Niederreißen des Steintores im Jahre 1566 auf Befehl des mecklenburgischen Herzogs Johann Albrecht fiel der Neubau des ursprünglich um 1270 errichteten Steintores in die Jahre 1574 / 77. Über dem stadtseitigen (nördlichen) Portal befinden sich drei Wappen, die von der Stadt genutzt wurden. Das Wappen mit Stierkopf in der Mitte entspricht dem großen Stadtsiegel, das linke mit dem Greifen entstand nach dem Geheimsiegel (secretum) und das rechte Wappen mit kleinem Greifen im oberen Feld wurde als Ratswappen genutzt. Die alte lateinische Inschrift darunter: „Sit intra te concordia et publica felicitas“ heißt sinngemäß: „In deinen Mauern herrsche Eintracht und allgemeines Wohlergehen.“ Dieser Spruch bezieht sich auf die Zwietracht, die jener Mann über den drei Wappen in Rostock gesät haben soll.

Als die Sage um 1860 niedergeschrieben wurde, standen links und rechts der Plastik noch die geteilte Jahreszahl 1314. In jenem Jahr hatte der dargestellte verräterische Rostocker Bürgermeister nach innnerstädtischen Auseinandersetzungen den Feinden (dem mecklenburgischen Landesfürsten) das Steintor geöffnet. Dafür wurde der Verräter später in den naheliegenden Lagebuschturm geworfen und angekettet. Ein Armeisen an dem Mann am Steintor ist noch als Warnung erkennbar. Ebenso das schildähnliche Rundbrot, das ihm zum Wasser gereicht wurde, bis er starb.

Heute steht, wie nachweislich schon bei der Erbauung des Steintores und dann wohl wieder seit Ende der 1930er Jahre, das Baujahr „1576“ am Tore, das mit der Sage nichts gemein hat.

Zum Weitersuchen: Gründungslegenden erzählen von den Greifen in Rostock und Greifswald.

Text aus: Hartmut Schmied, Geister, Götter, Teufelssteine. Sagen- & Legendenführer Mecklenburg-Vorpommern 2022, 4. Auflage, Rostock 2018, Seite 151
Bild: Rostocker Steintor-Stadtseite. Über den Greifen der Mann mit dem Rundbrot, Foto: Hartmut Schmied