Rostock - Die Rostocker Aalschlange am Rathaus

Wismar, Landkreis Nordwestmecklenburg

Teufelsgitter gegen Höllentrip in St. Nikolai zu Wismar

Eine alte Sage, die schon seit 1823 schriftlich nachweisbar ist, erzählt vom Teufelsgitter. Dieses stand in der 1339 begonnenen und im 15. Jahrhundert vollendeten Marienkirche, die nach schweren Beschädigungen aus dem Zweiten Weltkrieg nur noch als Turm erhalten ist.

Das damals ausgelagerte Eisengitter mit bronzenem Taufbecken hat dann seinen Platz in der Pfarrkirche St. Nikolai gefunden. Dort steht es in einer Nordkapelle. Vermutlich hat Johann Apengeter aus Lübeck das Bronzebecken geschaffen, da in der dortigen Marienkirche eine ähnliche Tauffünte steht. Träger des Bronzekessels sind drei Figuren mit mönchsartiger Kleidung. Die zwei Figurenreihen zeigen in der unteren Reihe Szenen aus dem Leben Christi sowie die klugen und törichten Jungfrauen, oben Christus als Weltenrichter, die Apostel, Maria und Johannes.

Vermutlich im 16. Jh. wurde das schmiedeeiserne Gitter von einem unbekannten Meister gefertigt. Es besteht aus verknoteten Seilen, scheint endlos und ohne Nähte. Die symbolische Bedeutung dieses Gitters wird auf die Einbindung (das Einknoten) der Sünde zurückgeführt. Der Täufling blieb also besonders rein.

Bei solch einem handwerklichen Meisterwerk unbekannter Herkunft ist die Legendenbildung besonders ausgeprägt: Ein beauftragter Schmied konnte das Gitter nicht zu Ende bringen, da ihm die Fertigkeiten fehlten, und war darüber voller Verzweiflung. Der „hilfsbereite“ Teufel bot sich ihm gegen den Verkauf der Seele an. Am nächsten Morgen war das Werk vollbracht. In der Hölle muss der Sünder nun büßen, hat sich aber ein irdisches Denkmal für die Ewigkeit gesetzt.

Text aus: Hartmut Schmied, Geister, Götter, Teufelssteine. Sagen- & Legendenführer Mecklenburg-Vorpommern 2018, 3. Auflage, Rostock 2018, S. 202-203
Bild: Teufelsgitter in der Pfarrkirche St. Nikolai in Wismar, Foto: Hartmut Schmied