Rostock - Die Rostocker Aalschlange am Rathaus

Rostock, Mecklenburg-Vorpommern

Keilers Abendmahl in der Rostocker Heide

Die Hansestadt Rostock hat mit der Rostocker Heide den zweitgrößten Waldbesitz und das drittgrößte Grundeigentum aller deutschen Städte. Man erreicht dieses Gebiet gut von Markgrafenheide (an der Ostsee) aus. Von Rostock-Ost in Richtung Ribnitz-Damgarten auf der B 105 kommend, biegt man am Abzweig Rövershagen in westliche Richtung nach Markgrafenheide.

Im Waldgebiet braucht man eine Spezialkarte mit Wanderwegen, in der auch das Brandtskreuz eingetragen ist. Dieser Wald mit 5.500 Hektar im Nordosten der Stadt wurde schon im Mittelalter erworben. Am 25. März 1252 kaufte Rostock, das die Stadtrechtsbestätigung 1218 erhalten hatte, dem Landesherrn Borwin III. einen großen Teil der Heide ab.

Es entstanden am Rande der Heide Dörfer wie Rövershagen, Hinrichshagen oder Markgrafenheide. Das Holz wurde für den Haus- und Schiffsbau gern genutzt. 1951 wurde die Rostocker Heide staatliches Volkseigentum, viele militärische Sperrgebiete folgten. Als die Hansestadt Rostock in den 1990er Jahren das Waldeigentum zurückerhielt, musste die mittelalterliche Verkaufsurkunde von 1252 als Beweismittel dienen.

Auch für die Jagd spielte die Heide über die Jahrhunderte eine große Rolle. Zwischen Markgrafenheide und Hinrichshagen steht in der Steinheide am Brandtskreuzweg das Brandtskreuz. Das von einem niedrigen Zaun umgebene Holzkreuz mit der Aufschrift »Jä- ger Brandt – 1669« wird immer wieder erneuert (zuletzt 1994). Es erinnert an das Todesjahr des Jägers Brandt. Er soll in nachreformatorischer Zeit einen Hostienfrevel begangen haben und musste letztendlich dafür sterben.

Brandt wollte einen wilden Keiler erlegen, der die Felder der umliegenden Heidedörfer verwüstete. Um ihn sicher treffen zu können, behielt der Jäger beim Gottesdienst am Karfreitag die Hostie (Oblate als Abendmahlsbrot) im Mund anstatt sie herunterzuschlucken. Nach Freischützenart lud er Kugel und Oblate zugleich und traf auch auf Anhieb das Wildschwein. Doch als er sich näherte, sprang das Tier auf und schlitzte dem Jäger Brandt mit den Hauern den Leib auf. Man fand ihn dort, wo heute das Kreuz steht.

Text aus: Hartmut Schmied, Geister, Götter, Teufelssteine. Sagen- & Legendenführer Mecklenburg-Vorpommern 2018, 3. Auflage, Rostock 2018, Seite 157-158
Bild: Brandtskreuz in der Rostocker Heide, Foto: Hartmut Schmied