Tützpatz, Landkreis Mecklenburgische Seenplatte 

Der Lindwurm im Schlosskeller

Die Geschichte um den Lindwurm im pommerschen Grenzdorf Tützpatz wurde im 19. Jh. durch die Verbreitung als glaubhafte Zeitungsmeldung sowohl in Pommern als auch in Mecklenburg sehr populär. Karl Bartsch nahm die Sage in sein Buch „Sagen, Märchen und Gebräuche aus Mecklenburg“ auf.

Zu diesem einst gruseligen Ort kommt man nach längerer Fahrt über die Landstraße von Demmin in Richtung Altentreptow. Dicht bei der Straße steht das alte Schloss mit großzügigem Park. Auf dem naheliegenden Friedhof gibt es mehr als ein Dutzend Grabsteine für die Familie von Heiden-Linden, davon vier für Männer aus dem19. Jh., die bei dieser Sage eine Rolle gespielt haben können.

Es soll eine sehr alte Sage sein, die jedoch aktuell um 1860 mit dem auf dem Schloss ansässigen Oberlandmundschenk von Heiden-Linden auf Tützpatz in Verbindung gebracht wurde. Dieser Herr erzürnte sich mit seinem Kutscher und sperrte diesen in einen alten Schlosskeller. Trotz der Schreie des Gefangenen wurde erst am Morgen die Tür geöffnet. Dort lagen nur noch die abgenagten Menschenknochen. Niemand traute sich die verfallenen Kellergänge nach Tieren zu durchsuchen. So warf man ein vergiftetes Kalb in den Keller.

Am nächsten Morgen fand man einen Lindwurm „mit Schuppen, Ringelschwanz, Flügeln, vier Beinen und ungeheurem Rachen“. Das Tier soll damals ausgestopft auf dem Markt in Neubrandenburg zur Schau gestellt worden sein.

Text aus: Hartmut Schmied, Geister, Götter, Teufelssteine. Sagen- & Legendenführer Mecklenburg-Vorpommern 2022, 4. Auflage, Rostock 2022, Seite 191

Bild: Lindwurm mit Löwenkopf und Schlangenkopf am Schwanzende wie in einer Sage des Dorfes Rambin auf der Insel Rügen beschrieben, Bronze von Jo Jastram nach Vorlagen von Hartmut Schmied für den Magischen Tierpfad im Zoologischen Garten Rostock im Jahr 2000, Foto: Hartmut Schmied

Anmerkung zum Lindwurm im Fabelwesen-Saal: Der Bronzelindwurm (großes Foto oben) wurde zuvor nach der Gipsvorlage von Bildhauer Jo Jastram durch den Bronzegießer Karsten Lachmann in roten Wachs (im Saal zu sehen) gegossen. Anschließend erfolgte der Bronzeguss.