Friedrichswalde, Landkreis Ludwigslust-Parchim

Östlich der Bundesstraße 192 zwischen Warin und Brüel nördlich von Sternberg befindet sich der Großlabenzer See. An dessem Südende liegt das Dorf Friedrichswalde. Folgt man dem Wanderweg mit der Markierung »Bronzener Hirsch«, so kommt man zu einem düsteren Ort mit dem baumumstandenen Mausoleum. Dieser wird von einem bronzenen Rothirsch „bewacht“, der selbst immer wieder mal verschwindet – man vermutet dann, dass er gestohlen wurde. Im Jahre 2007 wurde er tatsächlich Opfer eines Diebstahls. Der unwaidmännisch in Einzelteile zerlegte Hirsch wur-de in einer Schweriner Schrottaufbereitungsfirma sichergestellt und restauriert. Im Frühjahr 2008 stand er dank Spenden wieder an seinem angestammten Platz.

Um 1860 entstand das nahegelegene Jagdschloss Friedrichswalde mit seinem Park. Ihre letzte Ruhestätte fanden im Mausoleum mit Hirsch aus dem Jahre 1910 der Generalkonsul Wedekind sowie seine Angehörigen. Der Bronzehirsch vor dem Bau wurde vom Berliner Bildhauer Louis Tuaillon (1862–1919) entworfen.

Eine noch junge Sage verbindet sich mit dem unheimlichen Ort. Während der Hirschbrunst wurde einst ein Besitzer des Gutes Groß Labenz von einem Hirsch tödlich angegriffen. Zur Erinnerung ließen die Nachkommen Mausoleum und Hirschdenkmal errichten.

Zum Jahreswechsel steigt jedes Mal um Mitternacht für eine (Geister-) Stunde der Hirsch von seinem Sockel und streift ruhelos durch sein angestammtes Revier. Mit dem ersten Glockenschlag springt er wieder auf seinen Platz und hat ein weiteres Jahr Ruhe. Nur die Spuren im Schnee deuten manchmal auf das nächtliche Ereignis.

Bild: Bronzehirsch von Friedrichswalde, Foto: Hartmut Schmied

Text: Hartmut Schmied, Geister, Götter, Teufelssteine. Sagen- & Legendenführer Mecklenburg-Vorpommern, 4. Auflage, Rostock 2022, Seite 38