Ivenack, Landkreis Mecklenburgische Seenplatte

Einige Bäume beim Dorf Ivenack sind riesengroß wie ein Haus und schon sehr alt. Man nennt sie die Tausendjährigen Eichen, weil sie schon fast tausend Jahre alt sind. In der Nähe der Eichen stand einst ein Kloster, in dem Nonnen lebten. Diese Frauen trugen lange, schwarz-weiße Kleider und auf dem Kopf eine Haube. Das Kloster hatte hohe Mauern und eine Kirche. Hier beteten die Nonnen zu ihrem Gott. Sie durften keinen Mann haben und keine Kinder bekommen. Ihr bester Freund war Gott.

Aber sieben Nonnen hatten doch einen Mann als Freund, obwohl das für sie verboten war. Die Nonne Katharina hatte sich in den hübschen Jakob verliebt. Sie sprach zu ihm: „Lass uns gemeinsam von hier fortgehen.“ Jakob war einverstanden und sagte: „Heute Abend, wenn es dunkel ist, laufen wir weg.“ Es war finstere Nacht, als sie losliefen. Sie waren noch gar nicht weit, da kam ein böser Zauber über die Nonne. Sie verwandelte sich in eine Eiche.

Als die anderen sechs Nonnen mit ihren Freunden am nächsten Abend wegliefen, wurden auch sie in Eichen verwandelt. Das war eine schlimme Strafe. Die Männer weinten, weil ihre Freundinnen nun Bäume waren. Immer wieder besuchten sie die sieben Bäume, aber die Nonnen blieben Eichen.

Erst nach tausend Jahren sollte der erste Baum sterben und eine Nonne damit erlöst sein. Später dann alle weiteren. Die Freunde der Nonnen sind schon lange gestorben. Und nun sterben bald die alten Eichen. So wird es erzählt.

Schon gewusst?

Heute kann man noch sechs alte Eichen im Park finden. Doch manche haben schon abgebrochene Äste und werden bald sterben. Wie alt sie sind, sieht man an der Rinde. Das ist die Haut der Bäume. Wie bei Kindern ist die Haut bei jungen Eichen glatter. Alte Menschen haben viele Falten. Und so sieht man ganz viele Falten in der Rinde dieser tausendjährigen Eichen. Passt mit auf, dass niemand diese alten Bäume abholzt!

Mehr Informationen zur Sage um die Ivenacker Eichen

Bild: Sage von den Ivenacker Eichen, Illustration von Andrea Sommerfeld; Text: Hartmut Schmied, aus: Hartmut Schmied, Riesen, Zwerge, Fabeltiere. Sagen aus Mecklenburg für Kinder, Wismar 2020, Seiten 28 und 29