Mirow, Landkreis Mecklenburgische Seenplatte, Mecklenburg-Vorpommern

Eingebettet zwischen Seen und Kiefernwäldern liegt das Städtchen Mirow südlich der Müritz. Es ist über den Autobahnabzweig Röbel entlang der B 198 in Richtung Neustrelitz zu erreichen. 1226 erhielt der Johanniterorden von Fürst Borwin Mirow als ersten Besitz im Lande Turne. Auf der Halbinsel und heutigen Insel am Südostteil des Sees wurde eine Komturei, ein Verwaltungsbezirk des Ritterordens der Johanniter, aufgebaut. Später wurde der Ort Sommerresidenz und seit 1704 mit eigener Gruft Begräbnisstätte der Herzöge von Mecklenburg-Strelitz.

Auf der Schlossinsel steht das 1749/60 im Barockstil errichtete »obere Schloss«. Das »untere Schloss« wurde außerhalb der Insel 1737 fertiggestellt und beherbergt heute das Gymnasium »Sophie Charlotte«. Die Johanniterkirche des 14. Jh. wurde 1945niedergebrannt und 1951 neu aufgebaut. Der Wall mit Graben sowie das Torhaus aus dem 16. Jh. sind mit Veränderungen erhalten geblieben.

Nach einem Brand 1730 auf der Insel wurde Mirow als Ort mit Marktplatz systematisch angelegt und erst 1919 zur Stadt erhoben. Die Hofhaltung in Mirow endete 1761 mit dem Tode der Herzogswitwe Elisabeth Albertine. Als Begräbnisstätte hat die Gruft der Johanniterkirche, die den Brand 1945 überstand, bis in unsere Zeit Bedeutung. Herzog Georg Alexander zu Mecklenburg verstarb 1996 und wurde in der Fürstengruft bestattet. Bis auf eine Ausnahme wurden alle Herzöge der Strelitzer Linie wie auch die verstorbenen Gattinnen und Kinder in Mirow beigesetzt.

Nur der letzte regierende Großherzog Adolf Friedrich VI. (1882–1918) liegt wenige hundert Meter von der Gruft entfernt auf der kleinen, idyllischen Liebesinsel, die sein Grab wurde. Mit 36 Jahren erschoss sich der Herzog am 23. Februar 1918 bei Neustrelitz. Oder er wurde erschossen. Die Umstände seines Todes sind bis heute ungeklärt und von Legenden umrankt.

Als Junggeselle war Adolf Friedrich zu Zeiten des Ersten Weltkrieges in die englische Fürstin Daisy Pleß unglücklich verliebt. Aus Standesgründen blieb die Heirat sicher nicht verwehrt. Möglicherweise war es eine Liebe ohne Antwort. In Kriegszeiten waren die Liebe und der Briefkontakt zum »Feind« gefährlich. Es gab Spionagevorwürfe.

Mit dem tragischen Tod des letzten Herzogs endete die Strelitzer Linie ohne Nachkommen und fiel an Mecklenburg-Schwerin. Am 11. November 1918 endete der Erste Weltkrieg. Drei Tage später verzichtete Herzog Friedrich Franz IV. unter Druck auf den mecklenburgischen Thron und ging nach Dänemark ins Exil. Die beiden Freistaaten Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz wurden gegründet.

Das Grabmal für Adolf Friedrich mit gebrochener Säule (für dasabgebrochene Leben) und sich darum windender Schlange stellt die Versuchung dar und erinnert an das Schicksal von Adam und Eva. Für die Mirower ist die Anlage mit Steinbänken durch die symbolische Schlange mehr als ein Ort der Geschichte. Der Name»Liebesinsel« für den idyllischen Platz findet auch heute noch seine aktuelle Bestätigung.

Text: Hartmut Schmied, Geister, Götter, Teufelssteine. Sagen- und LegendenführerMecklenburg-Vorpommern, Rostock 2018, HINSTORFF Verlag, 3. Auflage, Seiten 102-103

Foto: Liebesinsel in Mirow, Foto: Hartmut Schmied