Dömitz, Landkreis Ludwigslust-Parchim, Mecklenburg-Vorpommern

Strategisch günstig an der Elbe liegt eine der besterhaltenen Flachlandfestungen Nordeuropas. Über die Bundesstraße 191 zwischen Ludwigslust und Dannenberg erreicht man Dömitz an der mecklenburgischen Grenze. Erwachsen aus einer vor 1237 angelegten Burg, wurde diese 1559/65 nach italienischem Vorbild als Festung ausgebaut. Es ist ein regelmäßiges Fünfeck mit Bastionen und Wassergraben. Im 1953 gegründeten Museum der Festung Dömitz wird neben der Festungs- und Stadtgeschichte auch des mecklenburgischen Dichters Fritz Reuter (1810–1874) gedacht, der hier sein letztes Jahr politischer Festungshaft verbrachte.

Im Festungsinnenhof, links vom Alten Zeughaus, verwehrt eine Gittertür den Gang unter die Erde. Bis zu 10 m hat man sich in jüngerer Zeit noch in die Tiefe getraut. Ein unterirdischer Gang soll hier seit Jahrhunderten von Dömitz unter der Elbe bis zur Burg ins hannoversche Dannenberg führen. Jedoch führt die zwei bis drei m tiefe Elbe reinen Sandboden, der ein Untergraben des Flusses kaum möglich macht. Es heißt, dieser Gang führte zum grundwassergespeisten Festungsgraben. Hier holte man wohl für die teilweise bis zu 80 Pferde der dann 250 Mann starken Garnison das Wasser, um Brunnenwasser für die Soldaten zu sparen.

Das Interesse an dem unterirdischen Gang, der zur Truppenversorgung angelegt worden sein soll, als dem Grafen von Dannenberg auch Dömitz gehörte, war stets groß. Immer wieder testete man, der Sage nach, den stickigen Gang auf Begehbarkeit. Der letzte Proband war zu Zeiten von Herzog Carl Leopold (1678 –1747) ein Trommelschläger der Dömitzer Besatzung. Er war aus der Festungshaft wegen eines Vergehens gegen seinen Vorgesetzten geflohen, wurde aber jenseits der Elbe wieder eingefangen.

Zur Strafe musste er den unterirdischen Gang nach Dannenberg in vollem Paradeanzug antreten. Trommelnd ging er in die Tiefe und wurde oberirdisch von Soldaten begleitet, die nach dem Gehör die Richtung bestimmten. Bis etwa zur Hälfte der Strecke kam der Soldat, dann hörte das Trommeln auf. Sein Geist soll heute nochab und an aus der Tiefe trommelnd zu hören sein.

Text: Hartmut Schmied, Geister, Götter, Teufelssteine. Sagen- und Legendenführer Mecklenburg-Vorpommern, Rostock 2018, HINSTORFF Verlag, 3. Auflage, Seiten 32-34

Bild: Eingang zum unterirdischen Gang auf der Festung Dömitz, Foto: Hartmut Schmied