Göhren (Insel Rügen), Landkreis Vorpommern-Rügen, Mecklenburg-Vorpommern

Nur einige hundert Meter entfernt vom Strand in Göhren liegt der Buskam. Das ist ein großer Findling, den einst ein Riese auf eine Kirche werfen wollte. Seine Kraft reichte jedoch nicht und so liegt der Buskam noch heute dort. Die Vertiefungen darauf sollen Abdrücke der Finger des Riesen sein.

Auf diesem Stein ist so viel Platz, dass Leute ihre Hochzeit darauf gefeiert haben sollen. Zur Walpurgisnacht, der Nacht zum ersten Mai, treffen sich dort jedes Jahr die Hexen. Nächster Termin ist Johanni (der 24. Juni). Da schwimmen die Meerjungfrauen aus der Ostsee um den Stein herum. Besonders Mutige unter ihnen klettern auch darauf.

Hauptsächlich wird der Buskam (slawisch „Gottesstein“) von den friedlichen Störchen als Geburtsstation genutzt. Deshalb nennt man einige Findlinge an der Ostküste Rügens Adebarsteine. Adebar war die Bezeichnung für den Storch. Da diese Wandervögel aber in der kalten Jahreszeit in warme Länder fliegen, waren sie nur von etwa April bis August für die Geburt der Kinder zuständig. Die Kinder wurden vor Rügen aus der Ostsee geholt und auf dem Buskam getrocknet und frisch gewickelt. Dann brachten die weißen Großvögel die Babys bis zu den Schornsteinen der Häuser. Dort ließen sie die gut gepolsterten Kleinen hineinfallen, so dass sie in der Guten Stube (dem Wohnzimmer) bei den erfreuten Eltern landeten.

Auf Rügen nennt man die in der storchfreien Zeit (etwa September bis März) Geborenen „Schwanenkinder“, da sie anscheinend von den Schwänen gebracht wurden. Manche Kinder ärgerten früher andere, wenn sie anders waren als die weiteren Familien-Mitglieder und sagten: „Dich hat der Esel im Galopp verloren.“ Das war ein bisschen spaßig, aber auch etwas frech gemeint. Ab heute wisst ihr es besser, wenn ihr euren Geburtstag genau kennt. Dann könnt ihr antworten: „Mich hat der Storch gebracht.“ oder „Ich bin ein Schwanenkind.“

Schon gewusst?

Der Buskam ist ein Schälchen-Stein. Die „Fingerabdrücke“ der Riesen haben was damit zu tun. Mutige Männer schwammen zum Stein und rieben das wohl magische Pulver zum Gesunden von Mensch und Tier heraus. Das traute sich kaum jemand, weil die meisten Menschen früher nicht schwimmen konnten. Das Pulver war also selten. Seltenes und Besonderes hielten die Menschen gern für magisch. Die besonders geformte Wundereiche bei Barth wie auch ein vierblättriges Kleeblatt unter lauter dreiblättrigen galten daher als magisch.

Bild: Orca-Sage Greifswald, Illustrationen von Steffen Jähde aus Hartmut Schmied, Greife, Burgen, Wundereiche. Sagen aus Vorpommern für Kinder, callidus.Verlag, Wismar 2024, 1. Auflage, Seite 18

Text: Hartmut Schmied aus Hartmut Schmied, Greife, Burgen, Wundereiche. Sagen aus Vorpommern für Kinder, callidus. Verlag, Wismar 2024, 1. Auflage, Seite 19