Am IKE-Antrag „Die Vielfalt des Sagenerzählens in Mecklenburg-Vorpommern“ war die Gesellschaft zur Förderung des Wossidlo-Archivs e.V. mit 7 Vereinsmitgliedern (von insgesamt 75 Sagenerzählenden im IKE-Antrag) wesentlich beteiligt. Beispielhaft dafür stehen: Dr. Ingrid und Dr. Karl Heinz Junghans, Susan Lambrecht, Waltraud Sahn, Dr. Hartmut Schmied, Dr. Christoph Schmitt, Dr. Ralf Wendt. Darüber hinaus sind weitere Mitglieder z. B. über die Ortschroniken mit der heimischen Sagenwelt verknüpft.

Die Gesellschaft zur Förderung des Wossidlo-Archivs e.V. ist eng mit der Wossidlo-Forschungsstelle für Europäische Ethnologie/Volkskunde an der Universität Rostock und ihrem Leiter, dem Volkskundler Dr. Christoph Schmitt (siehe auch unten: 4. Geografische Lokalisierung) verbunden. Digitale Verknüpfungen zu den Sagen gibt es über WossiDiA (das digitale Wossidlo-Archiv) unter der Internet-Adresse www.wossidia.de. Dort findet sich auch der Zugang zum Ortschroniken-Portal Mecklenburg-Vorpommern mit Beispielen zur Sagenwelt. Europäisch sind heimische Sagen in das internationale Forschungsprojekt „ISEBEL“ einbezogen worden, ein Zusammenhang der auch textlich Eingang in die Bewerbung (siehe unten: 6. Beschreibung der Kulturform f) Europabezug) fand.

Zitate aus dem Bewerbungsformular für das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes: „Die Vielfalt des Sagenerzählens in Mecklenburg-Vorpommern“ (4. IKE-Bewerbungsrunde 2019/20, eingereicht im Oktober 2019)

4. Geografische Lokalisierung

„Sagen sind in ganz Mecklenburg-Vorpommern (MV) verbreitet. Das Bundesland ist ländlich geprägt. Für den Sagenerhalt ein Heimvorteil. Etwa 50.000 Sagen und Sagenvarianten gibt es insgesamt in beiden historischen Landesteilen Mecklenburg und Vorpommern aus einem Zeitraum von etwa 200 Jahren. Diese Schätzung wurde mit den Volkskundlern des Wossidlo-Archivs an der Universität Rostock abgestimmt. Die Sagendichte einzelner Regionen und Überlieferungen hängt bis heute nicht zuerst von den geografischen Gegebenheiten ab. Entscheidender dafür sind die individuellen Aktivitäten der Sagenbuch-Autor*innen und Sagenerzähler*innen im 19., 20. und 21. Jahrhundert.“

6. Beschreibung der Kulturform f) Europabezug 

„Vergleichende Studien scheinen Wissenschaftler*innen und wenigen Projekt-Akteur*innen vorbehalten zu sein. Das digitale, wissenschaftliche Projekt „WossiDiA“ (nach dem Sagensammler Richard Wossidlo) aus Rostock hat tausende Originalquellen zu Sagen aus Mecklenburg öffentlich erfasst und ist damit eine über das Internet weltweit erreichbare gute Recherchehilfe. Das transatlantische, interdisziplinäre Projekt „ISEBEL“ (Intelligent Search Engine for Belief Legends; 2017/19), an dem die Wossidlo-Forschungsstelle für Europäische Ethnologie/Volkskunde an der Universität Rostock beteiligt ist, vergleicht deutsche, dänische und niederländische volkskundliche Sagensammlungen. Ein Europabezug ist durch landschaftlich vergleichbare Sagen (z. B. Riesen, Zwerge) oder historisch verbindende Sagen (z. B. Dreißigjähriger Krieg) gegeben. Im Alltag des Sagenerzählens spielt das aber so gut wie keine Rolle und wird von den Sagen-Akteuren*innen auch nicht forciert. Die Bedeutung für Europa liegt aber darin, dass in den Sagen weniger das Nationale als das Regionale eine Rolle spielt. Darin liegt eine große Chance für Europa. Regionalität kommt meist friedlicher daher als Nationalität.“

Fortsetzung der sagenhaften Aktivitäten der GWA

Nach der erfolgreichen IKE-Bewerbung 2021 hat die Gesellschaft zur Förderung des Wossidlo-Archivs e.V. (GWA) weitere Pläne. So sollen vor allem Sagen- und auch Märchen-Publikationen der Editionen des wossidlo-archivs (ewa) und zugehörige Audio-Dateien mit niederdeutschen Texten erhalten und zugänglicher gemacht werden. Beispielhaft wird aus der ewa-Edition Band 5 (Sagenhafte Geschichten aus Mecklenburg) nebenstehend die bekannte Sage vom Räuber Vieting neu im Plattdeutschen erzählt und ins Hochdeutsche rückübertragen. In einer zum Sagen-Text zugehörigen Audio-Datei (auf CD) liest der Autor beider Texte, Karl-Heinz Junghans, die plattdeutsche Sage vom Räuber Vieting.

Bild: Boitiner Steintanz, Foto: Hartmut Schmied